Ruhrkessel

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Ruhrkessel
Teil von: Westfront, Zweiter Weltkrieg

Amerikanischer Soldat bewacht die deutschen Gefangenen
Datum 1. bis 21. April 1945
Ort Rheinland und Westfalen
Ausgang Alliierte Besetzung
Konfliktparteien

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten

Befehlshaber

Generalfeldmarschall Walter Model
(Befehlshaber der Heeresgruppe B und der ihr angeschlossenen Verbände)
Gauleiter Albert Hoffmann
(ab 24. März 1945 Reichsverteidigungs­kommissar-West, Befehlshaber des Volkssturms und des Freikorps Sauerland)

LtGen Courtney H. Hodges (1. US-Armee)
LtGen William H. Simpson (9. US-Armee)

Truppenstärke

über 300.000 Soldaten

ca. 250.000 Soldaten

Verluste

ca. 10.000 Tote (einschließlich Zivilpersonen); ca. 325.000 Gefangene

ca. 1.500 Tote

Als der Ruhrkessel wird eine Kesselschlacht bezeichnet, die im April 1945 im Rheinland und Westfalen stattfand, in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Im Englischen auch als „Ruhr pocket“ oder seltener als „Rose pocket“ bezeichnet, hat in dieser Schlacht die US-amerikanischen Truppenverbände innerhalb kurzer Zeit die Eroberung eines großen Gebietes nördlich und südlich der Ruhr ermöglicht, und damit eines der wichtigsten Industrie- und Rüstungsgebiete des Dritten Reichs.

Obwohl der Name eine Schlacht im Ruhrgebiet vermuten lässt, waren weitere Teile des Rheinische-Westfälischen Industriegebiets, des Siegerlandes und des Sauerlandes sowie Teile des Münsterlandes ebenfalls Bestandteil des Kessels.[1] Im Sauerland fanden auch schwere Kämpfe statt, und als alle Städte des Ruhrgebietes schon unter Kontrolle der Alliierten Kräfte stand, wurde erst Düsseldorf besetzt.

Die Schlacht führte zum Untergang der Heeresgruppe B und war das letzte größere Gefecht an der Westfront. Es war neben dem Kessel von Halbe und der Schlacht um Berlin eine der letzten große Kesselschlachten des Krieges sowie eine der letzten großen Schlachten auf dem europäischen Kriegsschauplatz.

Entstehung des Ruhrkessels

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Der Vorstoß über den Rhein und die Zangenbewegung zwischen dem 22. und 28. März 1945

Endkampf des Dritten Reiches im Westen

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Mit dem Scheitern der Ardennenoffensive 1944 / 1945 und der Einnahme von westrheinischen Gebieten und Städten (wie Aachen) bereitet sich die beiden westfälischen Gauleitungen (Gau Westfalen-Nord, Gau Westfalen-Süd) durch die Errichtung von Panzersperren und Schanzarbeiten mit dem sogenannten Westfalenwalls vor. Am Bau der militärisch sinnlosen Unternehmung wurden schätzungsweise zwischen 25.000 und 60.000 Menschen eingesetzt, überwiegend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Bei den Aktionen „Maulwurf-Aktion XI“ und „Maulwurf-Aktion XII“ im Januar und Februar 1945 wurde aus dem Gau Westfalen Süd jeweils über 6.000 Arbeiter eingesetzt.[2]

Abriegelung der Ruhr

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Das Ruhrgebiet hatte schon einen jahrelangen Luftkrieg hinter sich. Auf Befehl des Alliierten Oberkommando begann ab Ende Februar 1945 die strategischen Bomberflotten die Luftangriffe der Operation Interdiction of the Ruhr. Die zweimotorigen Mittelstreckenbomber der 9th Air Force und der britischen 2nd Tactical Air Force griffen seit Anfang März 1945 verstärkt in das Kriegsgeschehen an Rhein und Ruhr ein. Neben den Bombardierungen gab es pausenlose Angriffe von Jagdbombern (Jabo), eine besondere Belastung für die Bevölkerung. Die wichtigsten Verschiebebahnhöfe an den Randzonen des Ruhrgebiets wurden während der Operation Bugle durch mehrere schwere US-Luftangriffe zerstört.

Der südwestfälische Gauleiter Albert Hoffmann erließ am 25. Februar 1945 einen „Fliegerbefehl“ der Lynchmorde durch die Bevölkerung an „Jabo-Piloten“ sanktionierte (siehe unten).[3] In den letzten Kriegsmonaten wurden in Westfalen zahlreiche abgesprungene alliierte Flieger von Teilen der Bevölkerung, Wehrmachtsangehörigen, Gestapo-Beamten und Parteiangehörigen ermordet.[4] Vor dem Beginn der Einkesselung erging am 19. März 1945 noch Adolf HitlersNero-Befehl“, der allerdings das ganze „Dritte Reich“ betraf. Dieser wurde in der Region nur teilweise umgesetzt.[5]

Die strategischen Luftstreitkräfte setzten bis Ende März 1945 ihre Bombenangriffe auf das rheinisch-westfälische Industriegebiet und das Umland ohne Unterbrechung fort. Dabei wurden die Städte Essen, Dortmund, Hagen und Witten durch britische Flächenangriffe völlig zerstört.

Alliierten Rheinübergang

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Mit den Luftangriffen sollte die Eroberung des Ruhrgebietes und der Rheinübergang im Raum Wesel und Rees (vgl. Operation Plunder und Operation Varsity) vorbereitet werden. Nach der alliierten Rhein-Überquerung am 23. und 24. März 1945 stießen britische und kanadische Truppen (zusammen mit Einheiten der 9. US-Armee)[6][7] nördlich des Ruhrgebietes rasch in das Münsterland vor.[8] Die US-Truppen der 1. Armee operierten ab dem 25. März südlich aus dem Brückenkopf von Remagen.[7] Sie sollten über das Siegerland in das Sauerland vordringen. Dabei kam es in den Bereichen um Winterberg zu einigen Gefechten.

Der bereits einige Wochen zuvor im Alliierten Oberkommando entstandene Plan wurde vom Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa General Dwight D. Eisenhower am 25. März 1945 genehmigte. Die Planungen sahen vor, das Ruhrgebiet zangenförmig zu umschließen, damit die deutschen Einheiten eingekesselt werden. Man wollte damit heftige Straßenkämpfe in den Ruinen der bombenzerstörten Städte und in den Gebirgszügen des Sauerlands so weit wie möglich vermeiden.[9]

Vor dem Angriff wurde das Hinterland nochmals stark bombardiert. Die Städte im Münsterland zählen mit zu den am stärksten zerstörten Städten Deutschland (Dülmen z. B. zu 92 Prozent).[8] Dabei wurden auch Flugblätter abgeworfen, welche die deutschen Soldaten zur Aufgabe überreden sollten (siehe unten). Der Vormarsch der Bodentruppen hatte durchaus den Charakter eines Blitzkrieges. Schon hier wurde an manchen Stellen die sinnlose Verteidigung beendet, teils gab es aber auch fanatischen Widerstand, welcher noch deutschen Soldaten das Leben kostete.[6]

Der Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Walter Model erbat von der deutschen Führung einen Rückzug in Richtung Osten. Die damit verbundene Aufgabe des rheinisch-westfälischen Industriegebiets gegenüber den Alliierten wurde vom Oberkommando der Wehrmacht abgelehnt. Das Ruhrgebiet sollte zunächst um jeden Preis gehalten werden.[1] Trotz des raschen Vormarsches reagierten die Repräsentanten des NS-Regimes gegen jede Logik. Sie hatten die Illusion, dass in dem zerstörten Gebiet mit den geschwächten Truppen noch ein Kampf zu gewinnen sein. Die Zivilbevölkerung wurde Ende März vom stellvertretenden Essener Gauleiter Fritz Schleßmann aufgefordert, sich im Inland in Sicherheit zu bringen. Die Undurchführbarkeit angesichts der Realität der zerstörten Verkehrsinfrastruktur und der militärischen Lage wurde ignoriert.[10] Weiterhin wurde veranlasst, die Arbeitskräfte für die Versorgung sowie Arbeiter der Rüstungsindustrie erst auf besonderen Befehl zu evakuieren (siehe unten).[11]

Kesselschluss bei Paderborn

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Major General Maurice Rose

Bereits am 1. April, Ostersonntag, trafen die nördlichen und südlichen Truppen im Raum bei Lippstadt / Paderborn aufeinander.[12] Dabei kam es in diesem Bereich zu kurzen schweren Kämpfen. Damit war der Ruhrkessel geschlossen. Die südliche Front des Kessels bildete die Sieg, im Westen war der Rhein die natürliche Grenze. Mit Ausnahme des Ruhrkessels endeten die letzten Kämpfe im Raum Westfalen-Lippe am 7. April 1945.[8]

Beim Schließen des Ruhrkessels fiel der Kommandeur der 3. US-Panzerdivision „Spearhead“, General Maurice Rose in Kirchorchen bei Paderborn an der Spitze der von ihm geführten Division. Er war der höchstrangige Offizier der United States Army, der während des Zweiten Weltkrieges auf dem europäischen Kriegsschauplatz durch Feindeinwirkung zu Tode kam. Ihm zur Erinnerung trägt die Schlacht in den USA teilweise auch den Beinamen „Rose Pocket“ (sonst: „Ruhr Pocket“).[13][14] Er liegt auf dem Netherlands American Cemetery and Memorial bei Maastricht begraben.

Militärische Lage

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Einkreisung des Ruhrkessel zwischen den 29. März und 4. April 1945

Ein großer Teil der Invasionstruppen bewegte sich nach der Schließung des Kessels weiter. Die britischen und kanadischen Streitkräfte zogen mit schnellen Fortschritten in den Nordwesten des Reiches, die US-amerikanischen Truppen weiter in Richtung Osten nach Mitteldeutschland zur Elbe.[1] Die Region bildete nun eine Exklave im Herrschaftsbereich des NS-Staates.

Truppen und Befehlshaber

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Zur Besiegung des Kessels wurden nur ein Teil der Truppen in der Region belassen. Die US-Truppen wurden im Süden von Lieutenant General Courtney H. Hodges (1. US-Armee) und Norden des Ruhrgebietes von Lieutenant General William H. Simpson (9. US-Armee) als Befehlshaber kommandiert.

In dem Kessel befanden sich um die fünf Millionen von Zivilisten, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern[15] in einem durch die vorausgegangenen Bombenangriffe bei den Luftangriffen auf das Ruhrgebiet teils völlig zerstörten Ruhrgebiet eingeschlossen.[9] In den südlichen Teilen des Kessels befand sich die Mittelgebirge von Sieger- und Sauerland. Die Oberbefehlshaber der Alliierten rechneten mit schweren Häuserkämpfen in den Ruinen der zerstörten Städte bzw. mit Problemen in den Gebirgszügen.[16]

Ihnen gegenüber standen je nach Quelle bzw. Schätzungen der amerikanischen Führung 300.000 Soldaten[6] bis 325.000 Soldaten[1][17] der Heeresgruppe B, die Reste von etwa 21 Divisionen und der aufgestellte Volkssturm. Diese Truppen waren aber von den restlichen deutschen Truppen vollkommen abgeschnitten,[9] schlecht ausgerüstet und nicht in voller Stärke. Die Verbände der Wehrmacht standen unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Walter Model, der als fanatischer Anhänger des Nationalsozialismus auftrat. Die Zivilbehörden, paramilitärischen Einheiten der NSDAP und der Volkssturm (einschließlich Freikorps Sauerland) waren nach dem 24. März 1945 (alliierter Rheinübergang) dem Leiter des Gaus Westfalen-Süd, Albert Hoffmann, als leitendem Reichsverteidigungskommissar-West unterstellt.[9] Weiterhin waren 26 Generäle der Wehrmacht und der Admiral Werner Scheer, Kommandeur des Wehrbezirkskommandos Essen I, im Kessel gefangen.[7]

Durch das rasante Tempo des amerikanischen Vorstoßes waren die deutschen Hauptquartiere auf allen Ebenen gezwungen, ihre Posten zu verlassen oder in Deckung zu gehen. So verloren sie auch Kontakt untereinander. Model konnte unter anderem General von Zangen nicht erreichen und musste vermuten, dass er gefangen oder gefallen war. Er befahl einem anderen Kommandanten, einen Gegenangriff zu starten. In dem Moment versuchte von Zangen seine Nachzügler in einer neuen Verteidigungsposition im Osten zu formieren.[7]

Ruhrkessel in einer Kartendarstellung der Nachrichten für die Truppe vom 9. April 1945 (Zeitung der alliierten Propaganda)
Truppen der US-Amerikaner
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Um den Kessel standen Einheiten der 1. und 9. US-Armee.

Eingekesselte Verbände der Heeresgruppe B
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15. Armee General der Infanterie Gustav-Adolf von Zangen, Chef des Stabes Oberst i. G. Walter Reinhard

LXXIV. Armeekorps, General der Infanterie Carl Püchler

LXXXI. Armeekorps, General Friedrich Köchling

5. Panzerarmee Generaloberst Josef Harpe, Chef des Stabes: Oberst Wolf von Kahlden

XII. SS-Armeekorps, Generalleutnant Eduard Crasemann

LVIII. Panzerkorps, General der Panzertruppe Walter Krueger

LXXX. Armeekorps, General der Infanterie Franz Beyer

Armeeabteilung von Lüttwitz Stabschef: Oberstleutnant Graf von Bernstorff

XXXXVII. Panzerkorps, General der Panzertruppe Heinrich von Lüttwitz

LXIII. Armeekorps, General der Infanterie Erich Abraham

LIII. Armeekorps, Generalleutnant Fritz Bayerlein

Verlauf der Eroberung des Ruhrkessels

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Verlauf der Operation

Während Stoßkeile der Alliierten bereits nach Nord- und Mitteldeutschland vorrückten, drängten US-Truppen in den Ruhrkessel. Die demoralisierten und ungenügend versorgten deutschen Soldaten vermochten in der Trümmerlandschaft des Ruhrgebiets nur hinhaltenden Widerstand zu leisten, was angesichts der Gesamtlage allerdings militärisch vollkommen sinnlos war und lediglich zahlreichen Soldaten und Zivilisten das Leben kostete.[12]

Vertreter des NS-Regimes griffen hart durch; wer sich als Soldat oder Offizier Befehlen verweigerte oder gar Kontakt mit feindlichen Kräften aufnahm, musste sich vor fliegenden Standgerichten verantworten – was den sicheren Tod bedeutete.[10]

Von außen forderte das Oberkommando in Berlin, dass Model bleiben und die „Festung Ruhr“ verteidigen solle. Hitler versprach, eine neu formierte Armee, die 12., zur Entlastung des Ruhrgebiets zu schicken, und deutete an, dass neue „Wunderwaffen“ unterwegs seien, die das Blatt wenden würden – doch Model war bald klar, dass weder die 12. Armee noch Wunderwaffen so bald auftauchen würden.[7]

Erste Operationen zur Auflösung des Kessels

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Die mit viel Aufwand und Anstrengung von einem Massenaufgebot der Bevölkerung errichtete Panzersperren, die seit Monaten vorbereiteten Graben- und Erdbunkerstellungen sowie auch die zahlreichen Brückensprengungen im Ruhrgebiet stellten für einmarschierenden Alliierten lediglich technische, nicht aber militärische Hindernisse dar.[9] Im Gegensatz zu den langwierigen und äußerst blutigen Auseinandersetzungen in der Schlacht im Hürtgenwald kam es bei dem alliierten Vormarsch an Rhein und Ruhr entgegen der fortgesetzten NS-Durchhaltepropaganda nur örtlich begrenzt zu schweren Kämpfen mit deutschen Einheiten. Die Eroberung des Ruhrgebiets wurde im Vergleich als bloßes mopping up (deutsch aufwischen) der deutschen Verteidiger empfunden. Auch die Sprengung von Brücken in Bezug auf den „Nero-Befehl“ hatte nur kurze hinhaltende Wirkung.[5]

Zuerst verstärkten die Amerikaner den Ring um die Heeresgruppe B, indem sie vier Korps konzentriert postierten. Alle vier starteten sofort Angriffe gegen den zahlenmäßig unterlegenen und unterversorgten Feind, trieben die Deutschen in immer kleinere Räume, drängten sie zusammen und machten sie zu einem noch lukrativeren Ziel für die US-Feuerkraft. Artillerieeinheiten des US XVI Corps am nordwestlichen Rand des Kessels feuerten in vierzehn Tagen über 250.000 Schuss ab. Wenn die drei anderen Korps ähnliche Zahlen erreichten, könnten während der zweiwöchigen Schlacht gut eine Million Granaten abgefeuert worden sein.[7]

Am 9. April wurde in Essen eine Kolonne von ca. 3000 Zwangsarbeitern durch den Schuriweg getrieben. Da alliierte Jagdbomber den Aufmarsch falsch einschätzten, wurde die Kolonne angegriffen. Die Opfer sind bis auf den Polen Kazimierz Sopowski unbekannt, 50 polnische Tote sind auf dem Südwestfriedhof Essen begraben.[19][20]

Bereits zwischen dem 9. und 13. April befanden sich die meisten Städte des Ruhrgebietes wie Essen, Bochum und Dortmund in der Hand der US-Truppen. Am 11. April war der Kessel nur noch halb so groß wie am 1. April.[7]

Teilung des Kessels

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Am 12. April begann eine Operation zur Teilung des Kampfgebiets:[12] Von Süden her stieß eine Task Force der „Black Hawks“ genannten 86. US-Infanteriedivision in einer schnellen Operation durch das gebirgige Sauerland über die Flusstäler von Volme und Lenne in Richtung Hagen zur Ruhr vor, sodass der Kessel am 14. April 1945[1][7][9] (andere Quellen nennen den 15. April)[16] in zwei Teile gespalten wurde. Stellenweise kapitulierten bereits deutsche Truppen, oft auf Drängen der örtlichen Zivilbevölkerung.[7]

Östlicher Kessel

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Einige verantwortliche deutsche Offiziere hatten am 15. April vor den US-amerikanischen Truppen kapituliert, wie der Generalleutnant Fritz Bayerlein im Raum Iserlohn-Menden. Eine offizielle Kapitulation einer ganzen Einheit, wie sie sich hier vollzog, blieb jedoch die Ausnahme.[5] In einigen Städten, z. B. Hohenlimburg und Hagen, wurde jedoch stellenweise noch bis zum 17. April gekämpft. Am 17. April brach die deutsche Verteidigung im östlichen Teil des Ruhrkessels zusammen. Hunderttausende deutsche Soldaten und Angehörige des Volkssturms gingen in die Kriegsgefangenschaft.

In Teilen des Kessels hielten sich die deutschen Truppen noch. Das lag nicht zuletzt an dem Gauleiter Hoffmann, dessen Befehlsstelle seit dem 10. April für einige Zeit auf dem Harkortberg in Wetter lag. Er hatte Sprengung von Brücken befohlen, setzte auf weiteren Kampf und ließ hart gegen Deserteure vorgehen. Über eine „Sonderanordnung“ wies er an, dass gegen die aus den Kampfgebieten zurückströmenden Soldaten, die nach Hoffmanns Auffassung allesamt den Krieg für verloren hielten und sich in defätistischen Äußerungen ergehen würden, durch eigene Kontrollposten sowie mit einem „rücksichtslosen“ Waffengebrauch vorgegangen werden sollte. Ein „besonderes Eingreifkommando“ konnte bei Bedarf zusätzlich von der Befehlsstelle Wetter-Harkortberg angefordert werden.[4]

Einnahme von Hohenlimburg
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Eine beispielhafte Szene einer nicht kompletten Kapitulation zeigte sich in der Kleinstadt Hohenlimburg. Die große Lennebrücke und die Eisenbahnbrücke in Oege wurden am 14. April 1945 von deutschen Pionieren gesprengt. Am Südrand des Ruhrgebiets gelegen, überlebte die vor dem Krieg rund 12.000, nun aber durch Evakuierte etwa 35.000 Einwohner zählende Stadt den Bombenkrieg ohne nennenswerte Schäden. Bereits am nächsten Tag hatten US-Truppen einen Großteil des Stadtgebiets besetzt. Der seit 1937 amtierende nationalsozialistische Bürgermeister Friedrich Pott, einem „Alten Kämpfer“ und SA-Führer, begann mit dem amerikanischen Regimentskommandeur zu verhandeln. Allerdings wurde die Stadt von einer mit SS-Soldaten besetzte Geschützbatterie von einem Bergplateau beschossen. Sie zielten mitten in die Innenstadt, wohl wissend, dass sich dort nicht nur US-Soldaten aufhielten, sondern auch „Volksgenossen“. Die amerikanische Artillerie erwiderte den Beschuss. Deutsches Geschützfeuer aus Richtung der Kreisstadt Iserlohn kam hinzu. Der amerikanische Offizier sprach nun eine deutliche Drohung aus: Hohenlimburg sollte in Schutt und Asche bombardiert werden, falls der Widerstand nicht beendet würde. Doch auch am 16. April 1945 lag die Kleinstadt und ihre Umgebung unter ständigem deutschen und amerikanischen Artilleriebeschuss, der eine Anzahl von Zivilisten und Soldaten tötete. Nachdem der Bürgermeister sich und seine dreiköpfige Familie am Vortag umgebracht hatte, ergriffen jetzt drei Geistliche die Initiative. Nach Kontaktaufnahme mit dem amerikanischen Kommandeur, der zunächst noch auf sofortiger Übergabe bestand und erneut ein vernichtendes Bombardement androhte, rückten am 16. April 1945 schließlich US-amerikanische Panzerverbände in die Stadt ein. Am Abend war für die Bevölkerung Hohenlimburgs der Krieg vorbei.

Weiter Ereignisse
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Der im südöstlichen Raum um Schmallenberg befehlsführende General der Infanterie Joachim von Kortzfleisch fiel am 20. April in Wulwesort.

Westlicher Kessel

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Ehrenmal der Aktion Rheinland auf dem Nordfriedhof Düsseldorf

Der westliche Teilkessel ist größtenteils relativ einfach in die Hände der US-Truppen gefallen. Aber es gab auch Kämpfe, so am 15. und 16. April bei Haan und Erkrath, selbst in den letzten Tagen des Krieges war die Besetzung deutscher Städte für die US-Army keineswegs ungefährlich.[14] Die restlichen Truppen gaben, soweit die Städte bisher nicht von den Alliierten erobert wurden, ab dem 17. August den Widerstand auf.[9] Bei dem Vormarsch auf Ratingen trafen an diesem Tag die amerikanischen Truppen im Schwarzbachtal auf dem Models Stab der Heeresgruppe B. Sie ließen sich widerstandslos gefangen nehmen.[17]

Zuvor konnte eine Gruppe um Aloys Odenthal am 16. April in Düsseldorf den Polizeipräsidenten festnehmen und mit US-Truppen Verbindung aufnehmen. SS-Einheiten und Gauleiter Friedrich Karl Florian schlugen diese Aktion bürgerlichen Widerstands, genannt Aktion Rheinland, jedoch blutig nieder; noch in der Nacht vor dem Einmarsch der US-Truppen wurde eine Anzahl Beteiligter nach Standgerichten erschossen.

In Teilen des Bergischen Land und bei Düsseldorf und Duisburg wurde noch bis zum 21. April Widerstand geleistet. Um einer formellen Kapitulation zu entgehen, stellte Generalfeldmarschall Model den deutschen Soldaten Entlassungspapiere aus.[21]

Verhalten von verbliebenen Befehlshabern des NS-Staats

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Obwohl die Gauleiter und die Amtsträger der NSDAP von Anfang des Jahres 1945 bis zuletzt den „Endsieg“ und den Kampf „bis zur letzten Patrone“ propagierten, und Deserteure hart bestraften, war ihr Verhalten gegen Ende der Kesselschlacht nicht ihren Worten entsprechend.[5]

Generalfeldmarschall Model, der bis zuletzt den Befehlen Adolf Hitlers folgte, entzog sich am selben Tag in einem Ratinger Waldgebiet südlich von Duisburg durch Selbstmord seiner Gefangennahme und Verantwortung.[12] Albert Hoffmann, Gauleiter Westfalen-Süd, tauchte Mitte / Ende April in Zivilkleidung bis zu seiner Verhaftung im Oktober 1945 unter.[22] Alfred Meyer, dessen Gau Westfalen-Nord schon am Anfang des Kessels von den Alliierten besetzt war, beging am 11. April 1945 wahrscheinlich Suizid.[23] Unmittelbar vor dem Einmarsch von US-amerikanischen Truppen in Essen tauchte der stellvertretende Gauleiter von Essen, Fritz Schleßmann, gemeinsam mit seiner Geliebten in einer großzügig verproviantierten Mietwohnung in Essen-Steele unter. Schleßmann wurde bereits am 15. April 1945 „enttarnt“ und von amerikanischen Soldaten verhaftet.[24] Auch ergriffen Funktionäre auf der kommunalen Ebene die Flucht. So ließen sich die hohen NS-Funktionäre von Bochum, darunter der Oberbürgermeister Hesseldieck, kurz vor dem Einmarsch in das noch sichere Sauerland „abkommandiert“, und überließen die Stadt den untergeordneten Mitarbeitern.[25]

Der von den Alliierten befürchtete Straßen- und Häuserkampf hatte nicht stattgefunden.[6] Die Eroberung von Südwestfalen und Ruhrgebiet erwies sich als ein „Mopping up the Ruhr“ – als „Aufwischen“.[16] Durch den jahrelangen Luftkrieg war die Region schon schwerbeschädigt, das einleitende Bombardement und der Einmarsch führten zu einer fast völligen Zerstörung der industriellen und städtischen Kerne im Rheinland und in Westfalen. Der Zweite Weltkrieg endete auf dem Kriegsschauplatz in Rheinland und Westfalen gut drei Wochen eher, bevor das Deutsche Reich am 7. und 9. Mai kapitulierte.

Kriegsendphaseverbrechen vor und während des Kessels

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Da die Front immer näher rückte, wurden bereits ab Februar 1945 und während der Kämpfe im Ruhrkessel an vielen Orten Hunderte ausländische Zwangsarbeiter, deutsche Regimegegner, Deserteure und Justizgefangene von der Gestapo, Angehörigen der Waffen-SS und Soldaten der Wehrmacht ermordet. Man „leerte“ die Gefängnisse und Lager, sicher auch um Zeugen oder noch schnell politische Gegner endgültig zu beseitigen.[6]

Viele ausländische Arbeitskräfte, zum Teil zum Schanzeinsatz eingeteilt waren, irrten auch in den zerstörten Städten umher. Am 11. März 1945 hatte der Amtsleiter des Gaustabs der Gauleitung Westfalen-Süd, Oberbereichsleiter Hans Strube, eine Anordnung an die Kreisleiter herausgegeben, wonach „flüchtige“ ausländische Arbeiter und andere Arbeitskräfte „ohne Marschbefehl oder Begleitkommando“ nach ihrer Ergreifung sofort der jeweiligen Kreiskommission für den „Totalen“ Kriegseinsatz zu übergeben sowie bei der Gestapo anzuzeigen seien. Weiter heißt es, dass die „Arbeitsdisziplin dieser Männer und Frauen gegebenfalls durch abschreckende Beispiele zu erhalten“ sei, was zweifellos als Umschreibung für eine Exekution dieser Personen zu verstehen sein dürfte.[2]

Über diese Kriegsendphasenverbrechen der Gestapo waren Generalfeldmarschall Model und der Reichsverteidigungskommissar Albert Hoffmann informiert. Hoffmann hatte selbst etliche angeordnet. So erteilte Hoffmann Ende März die sich in Dortmund aufhaltenden ca. 30.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen auf den untersten Grubensohlen in über 1000 Meter Tiefe der Zechen Gottessegen und Hansemann unterzubringen und dort zu vernichten seien, welcher aber nicht ausgeführt wurde.[26] Am 7. April hatte Model einen Befehl herausgegeben, der Häftlinge in Strafanstalten und in Untersuchungsgefängnissen zur „Überprüfung“ der Gestapo überantwortete, welches ein eindeutiges Todesurteil bedeutete. Dieser Befehl hatte die Massenerschießung von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern, politischen Häftlingen und weiteren Inhaftierten zur Folge.[1][16]

Gedenkfeier am Mahnmal Bittermark, 2014

Kriegsverbrechen gab es unter anderem in folgenden Städten:

  • In Bochum wurden im April unter anderem Häftlinge aus dem Polizeigefängnis und der Gestapo-Zentrale erschossen und im Stadtpark verscharrt.[27] Es wurden auch in „Ausführung“ des „Fliegerbefehls“ unter anderen am 24. März 1945 vier britische Flieger gelyncht.[4]
  • In Dortmund fanden im März und April rund 300 Exekutionen im Rombergpark und in der Bittermark statt (Mahnmal Bittermark),[4] darunter auch viele Gegner des NS-Staates wie KPD und SPD Politiker.[6]
  • Mitglieder der oben genannten Aktion Rheinland wurden in Düsseldorf erschossen (siehe oben).
  • Ein Angehöriger des Freikorps Sauerland erschoss am Ostersonntag 1945 acht Zwangsarbeiter in Erwitte.[28]
  • In Hagen waren es mindestens 50 Personen, die zum Teil noch wenige Stunden vor dem alliierten Einmarsch in die Stadt erschossen wurden.[9]
  • Kurz vor dem Kesselschluss wurden am Karfreitag in Lippstadt sechs Arbeiter und sieben französische Zwangsarbeiter ermordet.[28]
  • Neben anderen Exekutionen im Februar wurden in Lüdenscheid am 9. April 1945, kurz von dem Einmarsch der Amerikaner noch die drei Soldaten, Alex Kamp, Fritz Gass, Heini Wiegmann, denen Fahnenflucht vorgeworfen wurde, erschossen. Der Gegner des NS-Regimes, Hermann Massalsky wurde ebenfalls ermordet.
  • Am 29. März 1945 wurden in Meinerzhagen acht Mitglieder der Meinerzhagener antifaschistischen Widerstandsgruppe verhaftet und später in Dortmund ermordet.
  • Elf Personen wurden am 6. April 1945 im Kalkumer Wald bei Ratingen von Düsseldorfer Gestapobeamten erschossen. Die Opfer, zehn Männer und eine Frau, stammten – soweit bekannt – aus der Sowjetunion und den Niederlanden.[17]
  • Noch am 13. April 1945 wurden in Solingen-Ohligs zumeist politische Gegner des NS-Regimes, insgesamt rund 70 Personen, von der Gestapo ermordet.[9]
  • In Sprockhöveler Waldgebiet Hilgenpütt wurden zwei Tage vor Einmarsch der Amerikaner in einem heute zugeschütteten Steinbruch zwei bislang unbekannte fahnenflüchtige deutsche Soldaten von der Feldgendarmerie erschossen und liegengelassen.[29]
  • Ein SS-Kommando ermordete bei Warstein mindestens 71 Zwangsarbeiter.[9][28]

Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurden auch Verbrechen an Zwangsarbeitern, die schon vor dem Schließen des Ruhrkessels im Februar und März begangen wurden, aufgedeckt. Dabei wurde öfter die Zivilbevölkerung zur Exhumierung der Opfer herangezogen (Essener Montagsloch, Massaker im Arnsberger Wald, NS-Morde im Burgholz bei Wuppertal).[28]

Soldatenfriedhof Böddeken

Die US-amerikanischen Verluste bei der Eroberung des Ruhrkessels betrugen rund 1.500 Gefallene. Da US-Soldaten außerhalb des Feindeslands beerdigt werden,[30] wurden sie nicht an der Ruhr, sondern auf ausländischen Friedhöfen beigesetzt, so auf dem Netherlands American Cemetery and Memorial bei Maastricht in den Niederlanden.

Etwa 10.000 deutsche Soldaten, Angehörige des Volkssturms und der Waffen-SS sowie Zivilisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter kamen bei den Kämpfen ab Ende März 1945 ums Leben. Die genauen Zahlen sind aber nicht bekannt.[16]

Größere Begräbnisstätten gibt es auf dem Soldatenfriedhof Böddeken in der Nähe von Paderborn, auf dem Südwestfriedhof Essen oder dem Ehrenfriedhof Eversberg bei Meschede.

Über 300.000 Soldaten hatten sich ergeben, das Doppelte der Schätzung des US-Geheimdienstes.[7] Dies war eine der größten Massenkapitulationen des Krieges und markierte das Ende des organisierten militärischen Widerstands im Westen Deutschlands. Bei der Versorgung war ein Hauptproblem, dass die Städte eine einzige Trümmerlandschaft waren, die einheimische Bevölkerung kaum ernährt werden konnte und dazu noch befreite alliierte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter versorgt werden mussten.

Daher wurden die Soldaten in die Rheinwiesenlager verbracht, wie die im April 1945 eingerichteten Kriegsgefangenenlager Büderich und Rheinberg. Die Lage auf der linken Rheinseite sollte eine Flucht verhindern. In diesen Lagern lebten die Gefangenen unter freiem Himmel auf Feldern, die mit Stacheldraht umzäunt waren.[7] Bei der Schnelle des Vormarschs gingen Amerikaner auch undifferenziert vor, mit den Soldaten wurden auch etliche Uniformträger ziviler Behörden interniert, wie Bahnbedienstete und Postboten. Auch wurden in den besetzten Städten einige Beamte für einige Zeit, teils ohne Gründe oder aufgrund von Verwechselungen, interniert, so z. B. der Bochumer Bürgermeister Geyer.[31] Ab dem 4. Mai 1945 wurden die Soldaten als Disarmed Enemy Forces geführt. Die Masse der Disarmed Enemy Forces wurde schon bald entlassen, vor allem die Angehörigen des Volkssturms und der Hitler-Jugend sowie Verwundete und Kranke.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges lösten britische Truppen die Amerikaner im Juni 1945 ab, da die Region von Westfalen und das nördliche Rheinland nun zur britischen Besatzungszone gehörte.[6] Auch die Gefangenenlager in den Rheinwiesen der britischen Zone wurden ihrem Kommando unterstellt. Damit besserte sich auch die Situation der Gefangenen von der Infrastruktur. Der neue Kommandant, der britische Colonel Tom Durrant, ordnete schon kurz nach der Übernahme die Entlassung zu Unrecht in Kriegsgefangenschaft geratener Personen, von denen keine Gefahr ausging, an. Frauen, Jugendliche und sehr alte Gefangene sowie „uniformierte Zivilisten“ entließ man innerhalb der ersten Woche. Das Lager Büderich wurde am 15. Juni aufgelöst und die restlichen Gefangenen in einem Fußmarsch in das Lager Rheinberg umquartiert.[32] Die Rheinwiesenlager bestanden bis zum September 1945.

Weitere Informationen, Nachwirkungen

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  • Mit Clinton M. Hendrick, George Peterson, Walter C. Wetzel und Walter J. Will fanden vier US-Soldaten bei verschiedenen Kämpfen den Tod, die später mit der Medal of Honor geehrt wurden. Drei von ihnen ruhen ebenfalls auf dem Netherlands American Cemetery and Memorial.
  • Vielfach wurde die Besatzung von der einheimischen Bevölkerung nicht als Befreiung gesehen, sondern als Ende des Krieges und der Bombardierung hingenommen. Gerade in lokaler (Heimat-)Literatur aus den 1950er findet die Zeit nach dem Einmarsch, mit Gewaltaktionen der befreiten Zwangsarbeiter, als das schlimmste Übel der Zeit seit 1933 geschildert.

Fliegerbefehl des Gauleiters Albert Hoffmann

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Sämtliche Jabo-Piloten, die abgeschossen werden, sind grundsätzlich der Volksempörung nicht zu entziehen. Ich erwarte von allen Dienststellen der Polizei, dass sie sich nicht als Beschützer dieser Gangstertypen zur Verfügung stellen. Behördliche Dienststellen, die dem gesunden Volksempfinden zuwiderhandeln, werden von mir zur Rechenschaft gezogen. Alle Polizei- und Gendarmerie-Beamten sind unverzüglich über diese meine Auffassung zu unterrichten.“

Fliegerbefehl von Albert Hoffmann vom 25. Februar 1945[33]

Evakuierungs-Befehl von Fritz Schleßmann

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An die Bevölkerung der Kreise Duisburg, Oberhausen, Dinslaken und Rees!

Der Feind hat auf dem rechten Ufer des Niederrheins Brückenköpfe errichtet. Es muss damit gerechnet werden, dass er unter Einsatz seiner schweren Bomber und schwerster Artilleriewaffen, wenn auch nur vorübergehend, weiter vorrückt und in unsere Großstädte eindringt. Der Feind wird mit brutalster Härte wieder herausgehauen werden. Kein Mittel wird gescheut, unsere niederrheinische Heimat, unsere Städte an Ruhr und Niederrhein, wieder freizukämpfen. In diesem Kampfgebiet dürfen Frauen und Kinder nicht mehr sein. Verpflegung, Wohnung, Brot, Milch, Wasser, Licht usw. werden ausfallen. Lebensmöglichkeiten wird es nicht mehr geben.

Die totale Räumung ist daher zwingendes Gebot!

Männer der Versorgungsbetriebe, Bäcker, Metzger, Angehörige des Lebensmittelhandels, Ärzte, Angehörige der Wasser- und Energie- sowie der Kraftfahrzeugreparaturbetriebe, Kraftfahrer mit Fahrzeugen, die dem Fahrbereichsleiter unterstehen oder Rüstungsbetrieben angehören, ferner Männer, die zum Volkssturm einberufen, bei der Reichsbahnsoforthilfe eingesetzt sind, sowie die zum Befestigungsbau notdienstverpflichteten Männer bedürfen zunächst einer besonderen Aufforderung, das Gebiet zu verlassen. Beamte und Behördenangestellte erhalten besondere Weisungen ihrer Behördenleiter. Abwanderungen mit Kraftfahrzeugen bedürfen der besonderen Genehmigung des Fahrbereitschaftsleiters. Kraftfahrzeuge, die ohne Fahrbefehl angetroffen werden, werden beschlagnahmt. Väter und Mütter, packt sofort Eurer unentbehrliches Gepäck, nehmt Eure Kinder mit, verlasst Eure Wohnungen und begebt Euch in innerdeutschen Gauen solange in Sicherheit, bis unsere Heimat wieder frei ist! Eure Weiterleitung werden die Dienststellen der NSV übernehmen.“

Schlessmann, Plakate am ganzen Niederrhein, mit seinem Befehl vom 25. März 1945[34]

Alliiertes Flugblatt mit der Aufforderung zu kapitulieren

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Zwei Worte die 850 000 Leben retteten

„EI SÖRRENDER“ sagten allein im Westen 850 000 Deiner Kameraden, weil sie einsahen, dass ihre Lage hoffnungslos war.
„EI SÖRRENDER“ bedeutete für 850 000 Deiner Kameraden, dass sie aus der Hölle der Materialschlacht in Sicherheit gelangten.
„EI SÖRRENDER“ bedeutete für 850 000 Deiner Kameraden, dass sie die Heimat nach Kriegsende gesund und wohlbehalten wiedersehen.

Auch für Dich öffen ZWEI WORTE den Weg in die Heimat. Zweit Worte: „EI SÖRRENDER“

Alliiertes Flugblatt, im März 1945 über den Ruhrkessel abgeworfen[35]
  • Die Ruhrkesselschlacht 1945 (100 Min.) Film der Delta-Productions (Gunther Dudda) in Schmallenberg.
  • Kriegsende an Rhein, Ruhr und Weser. Dreiteilige TV-Produktion des WDR (2005, wiederholt im WDR 18.–20. Dezember 2006).
  • Der Feuersturm am Rhein. DVD der Chronos Film GmbH.
  • Als die Amerikaner kamen. US-Filmaufnahmen vom Kriegsende 1945 in Westfalen. [1], DVD mit Begleitheft des [LWL-Medienzentrum für Westfalen], 2015.
  • Originalsequenzen der Filme sind in den National Archives in Washington, D.C. frei erhältlich.
  • Blank, Ralf: Die Kriegsendphase an Rhein und Ruhr 1944/1945. In: Bernd-A. Rusinek (Hrsg.); Kriegsende 1945. Verbrechen, Katastrophen, Befreiungen in nationaler und internationaler Perspektive. Göttingen 2004 [= Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte 4].
  • Blank, Ralf: Kriegsendphase und „Heimatfront“ in Westfalen. In: Westfälische Forschungen 55 (2005), S. 361–421.
  • Euler, Helmut: Entscheidungsschlacht an Rhein und Ruhr 1945. Stuttgart 1980.
  • Gruttmann, Dörthe: Der Ruhrkessel. In: Lena Krull (Hrsg.): Westfälische Erinnerungsorte (= Forschungen zur Regionalgeschichte. Band 80). 2016, ISBN 978-3-506-78607-4, S. 331–346.
  • Henke, Klaus-Dietmar: Die amerikanische Besetzung Deutschlands. München 1995.
  • Hudel, Helmut: Einsätze und Kämpfe der Panzer-Lehr-Division an der Sieg und in den Räumen Winterberg, Schmallenberg bis Werdohl-Altena 1945. Militärgeschichtliches Forschungsamt Freiburg, Foreign Military Studies (MS), MS-B-850, 1948.
  • Huyskens, Albert: Der Kreis Meschede unter der Feuerwalze des Zweiten Weltkrieges. Bielefeld, 1949.
  • Köster, Markus: Westfalen 1945 im Fokus der Amerikaner. US-Filmaufnahmen vom Ende des Zweiten Weltkriegs, in: Westfälische Forschungen 65 (2015), S. 423–447.
  • Mues, Willi: Der große Kessel. Eine Dokumentation über das Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Lippe und Ruhr/Sieg und Lenne. Erwitte 1984.
  • Schäfer, Ralf Anton: Das Kriegsende in der Heimat. Selbstverlag 2011, Betzdorf; Eine Darstellung zu den Kämpfen während des Ausbruches der amerikanischen 1. Armee aus dem Remagener Brückenkopf und den daraus entstandenen Kämpfen entlang der Südfront des damaligen Ruhrkessels.
  • Scherer, Wingolf: Vergeblicher Widerstand, Das Ende der Heeresgruppe B zwischen Rhein, Ruhr und Sieg – Tod des Feldmarschalls Walter Model März/April 1945. Helios Verlag, 2007, ISBN 978-3-938208-50-2.
  • Schneider, Peter: Spione am Himmel, Alliierte Luftbildaufklärung im Raum Wittgenstein während und nach dem Zweiten Weltkrieg. ISBN 3-87816-092-5, Erndtebrück 1996.
  • Spayd, P.A. / Wilkins, Gary: Bayerlein: After Action Reports of the Panzer Lehr Division Commander from D-Day to the Ruhr. Atglen 2005.
  • Timm, Willy: Freikorps „Sauerland“. Südwestfalens letztes Aufgebot 1944/45. Unna 1993.
  • Wagner, Carl: Das Ende der Heeresgruppe B im Ruhrkessel, 22. März bis 17. April 1945, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau 7 (1957), S. 534–564.
  • Whiting, Charles: Die Schlacht um den Ruhrkessel. Moewing-Verlag, 1981.
  • Whiting, Charles: ’45: Das Ende an Rhein und Ruhr. Letzte Kämpfe zwischen Köln, Duisburg, Dortmund, Paderborn und Siegen. Aachen 2005 (Helios-Verlag), ISBN 3-938208-13-9.
Commons: Ruhr Pocket – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Dörthe Gruttmann: Der Ruhrkessel. In: Lena Krull (Hrsg.): Westfälische Erinnerungsorte (= Forschungen zur Regionalgeschichte. Band 80). 2016, ISBN 978-3-506-78607-4, S. 331–346.
  2. a b Ralf Blank: "Heimatfront" Westfalen - zwischen Bombenkrieg und "Endkampf". "Schanzaktionen" und Rückzugschaos. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2004, abgerufen am 20. September 2024.
  3. Stadtarchiv Bochum, BO 37/41, Bl. 70.104
  4. a b c d Ralf Blank: "Heimatfront" Westfalen - zwischen Bombenkrieg und "Endkampf". Lynchjustiz und Radikalisierung. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2004, abgerufen am 20. September 2024.
  5. a b c d Ralf Blank: "Heimatfront" Westfalen - zwischen Bombenkrieg und "Endkampf". Alliierter Rheinübergang und Ruhrkessel. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2004, abgerufen am 20. September 2024.
  6. a b c d e f g Ulrich Kröll: Die Geschichte Nordrhein-Westfalens. agenda, Münster 2014, ISBN 978-3-89688-518-0.
  7. a b c d e f g h i j k Death in the West: The Battle of the Ruhr Pocket. National WWII Museum New Orleans, 16. April 2020, abgerufen am 19. September 2024 (englisch).
  8. a b c Beginn der Besetzung Westfalen-Lippes. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 25. März 2014, abgerufen am 17. September 2024.
  9. a b c d e f g h i j Ausstellung NRW2000 (Memento vom 23. Mai 2013 im Internet Archive)
  10. a b Klaus Tenfelde, Thomas Urban (Hrsg.): Das Ruhrgebiet. Ein historisches Lesebuch. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0286-2, S. 657 f.
  11. Klaus Tenfelde, Thomas Urban (Hrsg.): Das Ruhrgebiet. Ein historisches Lesebuch. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0286-2, S. 712 f. (Originaltitel: An die Bevölkerung der Kreise Duisburg, Oberhausen, Dinslaken und Rees! 1945. Text abgedruckt in: Stadtarchiv Duisburg (HG.) Duisburg im Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Stadtarchiv Duisburg. Duisburg 1983, S. 137).
  12. a b c d 1. April 1945 - Das Ruhrgebiet wird von alliierten Truppen eingekesselt. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 25. März 2014, abgerufen am 17. September 2024.
  13. World War II Divisional Combat Chronicles. Abgerufen am 18. September 2024.
  14. a b Dörthe Gruttmann: Der Ruhrkessel. In: Westfälische Erinnerungsorte. Brill Schöningh, 2016, ISBN 978-3-657-78607-7, S. 331–346 (brill.com [abgerufen am 18. September 2024]).
  15. Torsten Fischer: Kriegsende an Rhein, Ruhr und Weser. Begleitbuch zur WDR-Dokumentation. Hrsg.: Westdeutscher Rundfunk. Wartberg-Verlag, 2005, ISBN 3-8313-1410-1.
  16. a b c d e Monika Willer: 70 Jahre "Ruhrkessel" - Die letzte Schlacht des Zweiten Weltkriegs. In: DerWesten.de. 30. März 2015, abgerufen am 19. September 2024 (deutsch).
  17. a b c Erik Kleine Vennekate: 1945 – Luftangriff, Mord und Einmarsch. Die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in Ratingen. (PDF) Stadtarchiv Ratingen, abgerufen am 19. September 2024.
  18. Samuel W. Mitcham: Panzer Commanders of the Western Front, Stackpole Books, Mechanicsburg 2008, S. 120 f. und 185 f.
  19. Kazimierz Soporowski. In: Historisches Portal Essen. Abgerufen am 19. September 2024.
  20. Kriegsgräberstätten in Essen. Volksbund, abgerufen am 19. September 2024.
  21. Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1995, ISBN 3-486-56175-8, S. 402 f.
  22. Hoffmann, Albert - Personenlexikon. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 25. März 2014, abgerufen am 20. September 2024.
  23. Meyer, Alfred - Personenlexikon. In: Internet-Portal 'Westfälische Geschichte'. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 25. März 2014, abgerufen am 20. September 2024.
  24. Historische Museen und Archive der Stadt Hagen: Fritz Schleßmann. 25. Juli 2020, abgerufen am 20. September 2024.
  25. Wagner, Johannes Volker: Hakenkreuz über Bochum: Machtergreifung und nationalsozialistischer Alltag in einer Revierstadt. Hrsg.: Veröffentlichung des Stadtarchivs Bochum. Studienverlag Brockmeyer, Bochum 1983, ISBN 3-88339-350-9, S. 384.
  26. Zeche Gottessegen in Dortmund: Als die Nazis 30.000 Menschen in der Tiefe ermorden wollten, Dietmar Seher über die sieben Jahrzehnte nach Kriegsende rekonstruierte Geschichte durch den Historiker Stefan Klemp, t-online.de, Panorama, 20. Dezember 2018, Abruf 21. Dezember 2018
  27. Erinnerungstafel im Stadtpark (online)
  28. a b c d DGB Kreisverband Soest, IG Metall Hamm-Lippstadt (Hrsg.): Der Gedenkstein an der St. Josephskirche in Lippstadt | Naziverbrechen im Kreis Soest. Erwitte 2018 (so-az.net [PDF; abgerufen am 20. September 2024]).
  29. Stad(t)tplan Sprockhövel im Nationalsozialismus 1933–1945, Herausgeber: Arbeitskreis Antifaschismus Ennepe-Ruhr und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN / Bund der Antifaschisten Kreisverband Ennepe-Ruhr unter Mitarbeit des Stadtarchivs Sprockhövel. Onlineversion (PDF; 201 kB)
  30. U.S soldiers and their final resting places. Abgerufen am 19. September 2024 (englisch).
  31. Clemens Kreuzer: „Zwei Verfassungen und einem ‚Führer‘ seinen Treueeid geschworen“? Der Ehrenbürger Franz Geyer in der Bochumer Kommunalpolitik 1923–1946. In: Kortum-Gesellschaft Bochum (Hrsg.): Bochumer Ehrenbürger – Aspekte kommunaler Ehrung im Ruhrgebiet. Ardey, Münster 2020, ISBN 978-3-87023-453-9, S. 147–150.
  32. Mahnmal zur Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager in Wesel-Büderich. In: Mitteilungen der Historischen Vereinigung Wesel e.V. (Nr. 86, Juni 1998). Stadt Wesel, abgerufen am 4. Dezember 2022.
  33. Stadtarchiv Bochum, BO 37/41, Bl. 70.104
  34. Klaus Tenfelde, Thomas Urban (Hrsg.): Das Ruhrgebiet. Ein historisches Lesebuch. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0286-2, S. 712 f. (Originaltitel: An die Bevölkerung der Kreise Duisburg, Oberhausen, Dinslaken und Rees! 1945. Text abgedruckt in: Stadtarchiv Duisburg (HG.) Duisburg im Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Stadtarchiv Duisburg. Duisburg 1983, S. 137).
  35. Ulrich Kröll: Die Geschichte Nordrhein-Westfalens. agenda, Münster 2014, ISBN 978-3-89688-518-0.