Ministerrat der DDR (1950–1954)

Regierung der DDR von 1950–1954

Auf der konstituierenden Sitzung der Volkskammer am 8. November 1950 wurde Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten gewählt. Gleichzeitig wurde das Gesetz über die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik[1] verabschiedet und dieser damit eine Struktur gegeben. Grotewohl stellte auf der 2. Tagung der Volkskammer am 15. November 1950 seine Regierung vor. Darunter befanden sich auch 4 Staatssekretäre mit eigenem Geschäftsbereich, deren Sekretariate auf der 1. Regierungssitzung, die vor der 2. Volkskammertagung stattfand, per Beschluss eingerichtet wurden. Auf der 2. Regierungssitzung am 16. November 1950 wurden per Beschluss die jeweiligen Staatssekretäre der Ministerien ernannt. Unter den 21 Ministern und fast 30 Staatssekretären befanden sich 13 Kandidaten und Mitglieder des Zentralkomitees der SED, darunter 4 Mitglieder des Politbüros. Die Blockparteien waren mit insgesamt 9 Ministern und 8 Staatssekretären vertreten, wobei allein die CDU 4 Minister stellte. Als einzige Blockpartei stellte die DBD zu Beginn der Regierungsperiode keinen stellvertretenden Ministerpräsidenten. In der folgenden Übersicht sind die Minister und Staatssekretäre der DDR-Regierung zu Beginn der Regierungsperiode aufgelistet.

1. Ministerrat der DDR
Regierung der DDR
{{{Legende}}}
Ministerpräsident Otto Grotewohl
Wahl 1950
Legislaturperiode 1.
Bildung 8. November 1950
Ende 19. November 1954
Dauer 4 Jahre und 11 Tage
Nachfolger 2. Ministerrat
Zusammensetzung
Minister 21
Staatssekretäre 30
Repräsentation
Volkskammer:
466/466

Mitglieder der Regierung der DDR (am 16. November 1950)

Bearbeiten

Minister

Bearbeiten
Funktion Amtsinhaber Staatssekretär
Name Partei Name Partei
Ministerpräsident Otto Grotewohl SED Fritz Geyer
Fritz Lange[2]
SED
SED
Stellvertretender Ministerpräsident Walter Ulbricht

verantwortlich für das Amt für Jugendfragen und Leibesübungen

SED
Otto Nuschke

verantwortlich für die Verbindung zu den Kirchen

CDU
Heinrich Rau SED
Hans Loch LDPD
Lothar Bolz NDPD
Vorsitzender der Staatlichen Plankommission Heinrich Rau SED Bruno Leuschner
Paul Straßenberger
Erwin Kerber
SED
SED
SED
Minister für Auswärtige Angelegenheiten Georg Dertinger CDU Anton Ackermann SED
Minister für Aussenhandel und Innerdeutschen Handel Georg Handke SED Hans-Paul Ganter-Gilmans CDU
Minister des Inneren Karl Steinhoff SED Hans Warnke SED
Minister für Finanzen Hans Loch LDPD Willi Georgino SED
Minister für Volksbildung Paul Wandel SED Elisabeth Zaisser
Ruth Fabisch
SED
LDPD
Minister für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser SED Erich Mielke SED
Minister für Land- und Forstwirtschaft Paul Scholz DBD Kurt Siegmund SED
Minister für Handel und Versorgung Karl Hamann LDPD Paul Baender
Lisa Krause ab 1. Oktober 1952
Friedrich Schneiderheinze ab 2. Februar 1953
SED
SED
SED
Minister für Gesundheitswesen Luitpold Steidle CDU Jenny Matern SED
Minister für Verkehr Hans Reingruber parteilos Ernst Wollweber
Erich Wächter
SED
CDU
Minister für Post- und Fernmeldewesen Friedrich Burmeister CDU Wilhelm Schröder SED
Minister für Aufbau Lothar Bolz NDPD Hans Wermund LDPD
Minister für Schwerindustrie Fritz Selbmann SED Kurt Gregor SED
Minister der Justiz Max Fechner SED Heinrich Toeplitz CDU
Minister für Maschinenbau Gerhart Ziller SED Alfred Wunderlich NDPD
Minister für Leichtindustrie Wilhelm Feldmann NDPD Willi-Peter Konzok LDPD
Minister für Arbeit Roman Chwalek SED Friedel Malter SED

Staatssekretäre mit eigenem Geschäftsbereich

Bearbeiten

Per Gesetz über die Regierung der DDR vom 8. November 1950 (Gesetzblatt der DDR S. 1135) war die Regierung nach § 5 ermächtigt, Staatssekretariate einzurichten. Diese hatten einen eigenen Geschäftsbereich. Deren Staatssekretäre nahmen an den Regierungssitzungen mit beschließender Stimme teil.

Funktion Amtsinhaber Anmerkung
Name Partei
Staatssekretär für Erfassung und Aufkauf Hermann Streit SED per Beschluss der Regierung vom 15. November 1950 ernannt
Staatssekretär für Nahrungs- und Genußmittelindustrie Rudolf Albrecht DBD per Beschluss der Regierung vom 15. November 1950 ernannt, das Staatssekretariat wurde per Regierungsbeschluss vom 11. Juni 1953 in ein Ministerium umgewandelt
Staatssekretär für Berufsausbildung Rudolf Wießner SED per Beschluss der Regierung vom 15. November 1950 ernannt
Staatssekretär für die Koordinierung der gesamten Finanzwirtschaft Willy Rumpf SED per Beschluss der Regierung vom 15. November 1950 ernannt, im Finanzministerium gebildet, Rumpf war gleichzeitig Stellvertreter des Ministers
Staatssekretär für Kohle und Energie Max Fritsch SED ab 5. November 1951 nach Aufgliederung des Ministeriums für Schwerindustrie
Staatssekretär für Chemie, Steine und Erden Dirk van Rickelen SED ab 5. November 1951 nach Aufgliederung des Ministeriums für Schwerindustrie

Zeitweilige Ministerien

Bearbeiten

Um den Aufbau der KVP besser zu koordinieren und Probleme im Bereich Maschinenbau beheben zu können, wurde auf der Sitzung des Ministerrates der DDR am 19. Dezember 1952 beschlossen, das Ministerium für Maschinenbau aufzulösen und in 3 Einzelressorts aufzuteilen.[3] Am 4. Februar 1953 stimmte die Volkskammer der Ernennung der jeweiligen Minister zu.

Funktion Amtsinhaber Funktion Amtsinhaber Staatssekretär
Minister für Maschinenbau Gerhart Ziller Minister für Schwermaschinenbau Gerhart Ziller Ernst Lungewitz
Minister für Transportmittel- und Landmaschinenbau Bernd Weinberger Ernst Wolf
Minister für Allgemeinen Maschinenbau Helmut Wunderlich Friedrich Schneider

Auf der 33. Sitzung des Ministerrates der DDR am 16. November 1953 wurde schon wieder die Auflösung der 3 Ministerien und die Bildung eines Ministeriums für Maschinenbau beschlossen. Neuer Minister wurde Heinrich Rau.[4]

Mitglieder der Regierung der DDR bei Ende der Wahlperiode

Bearbeiten

Auf der letzten Regierungssitzung am 18. November 1954 leiteten nur noch 6 von 18 Fachministern das Ressort, welches sie 1950 übernommen hatten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Paul Scholz als Landwirtschaftsminister dieses Ressort zwischenzeitlich nicht führte und Fritz Selbmann als Minister für Schwerindustrie zwischenzeitlich das etwas anders strukturierte Ministerium für Hüttenwesen und Erzbergbau leitete. Somit führten nur 4 Minister ihr Ministerium durchgehend. Das Ministerium für Staatssicherheit war zum Staatssekretariat infolge der Ereignisse um den 17. Juni herabgestuft worden, das Ministerium für Verkehr in ein Ministerium für Eisenbahnwesen mit 2 zusätzlichen Staatssekretariaten umgewandelt worden. Einziger echter Neuzugang unter den Ministerien war das Ministerium für Kultur, welches ab Januar 1954 diverse Komitees und Kommissionen unter sich vereinte. Darüber hinaus wurde das Staatssekretariat für Handel und Versorgung zu einem Ministerium aufgewertet. Hinzu kamen 7 neue Staatssekretariate, dabei allein je 2 im Bereich Verkehr und Inneres.

Minister

Bearbeiten
Funktion Amtsinhaber Staatssekretär
Name Partei Name Partei
Ministerpräsident Otto Grotewohl SED Fritz Geyer SED
Stellvertretender Ministerpräsident Walter Ulbricht

verantwortlich für das Amt für Jugendfragen und Leibesübungen

SED
Otto Nuschke

verantwortlich für die Verbindung zu den Kirchen

CDU
Heinrich Rau SED
Hans Loch LDPD
Lothar Bolz NDPD
Paul Scholz DBD
Vorsitzender der Staatlichen Plankommission Bruno Leuschner SED Willy Sägebrecht SED
Minister für Auswärtige Angelegenheiten Lothar Bolz NDPD Georg Handke SED
Minister für Aussenhandel und Innerdeutschen Handel Kurt Gregor SED Willy Hüttenrauch
Josef Orlopp
SED
SED
Minister des Inneren Willi Stoph SED 2 Staatssekretariate mit eigenem Geschäftsbereich
Minister für Finanzen Hans Loch LDPD Willi Georgino SED
Minister für Volksbildung Hans-Joachim Laabs SED Gertrud Bobek SED
Minister für Land- und Forstwirtschaft Paul Scholz DBD Kurt Siegmund SED
Minister für Handel und Versorgung Curt Wach SED Gerda Wachowius ab 16. August 1954 SED
Minister für Gesundheitswesen Luitpold Steidle CDU Jenny Matern SED
Minister für Post- und Fernmeldewesen Friedrich Burmeister CDU Kurt Gebhardt SED
Minister für Aufbau Heinz Winkler SED Josef Hafrang ab 1. Januar 1953 SED
Minister für Schwerindustrie Fritz Selbmann SED Richard Goschütz SED
Minister der Justiz Hilde Benjamin SED Heinrich Toeplitz CDU
Minister für Maschinenbau Heinrich Rau SED Friedrich Schneider SED
Minister für Leichtindustrie Wilhelm Feldmann NDPD Rudolf Teichmann SED
Minister für Arbeit Friedrich Macher SED Friedel Malter SED
Minister für Lebensmittelindustrie Kurt Westphal SED Ruth Fabisch LDPD
Minister für Kultur Johannes R. Becher SED Fritz Apelt SED
Minister für Eisenbahnwesen Roman Chwalek SED 2 Staatssekretariate mit eigenem Geschäftsbereich

Staatssekretäre mit eigenem Geschäftsbereich

Bearbeiten
Funktion Amtsinhaber Anmerkung
Name Partei
Staatssekretär für Energie (30. April 1953 bis zur Auflösung im Dezember 1953) Rolf Jeczmionka SED ab 23. Juli 1953
Staatssekretär für Chemie Werner Winkler SED ab 23. April 1953
Staatssekretär für Erfassung und Aufkauf Hermann Streit SED
Staatssekretär für Berufsausbildung Rudolf Wießner SED
Staatssekretär für die Koordinierung der gesamten Finanzwirtschaft Willy Rumpf SED
Staatssekretär für Hoch- und Fachschulwesen Gerhard Harig SED
Staatssekretär für Schiffahrt Ernst Wollweber SED ab 30. April 1953, nach seiner Ernennung zum Staatssekretär für Staatssicherheit am 23. Juli 1953 wurde bis zum Ende der Wahlperiode kein neuer Staatssekretär benannt
Staatssekretär für Kraftverkehr und Straßenwesen Heino Weiprecht SED
Staatssekretär für Örtliche Wirtschaft Karl Kasten SED
Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport Manfred Ewald SED
Staatssekretär für Innere Angelegenheiten im Ministerium des Innern Josef Hegen SED
Staatssekretär für Staatssicherheit im Ministerium des Innern Ernst Wollweber SED ab 23. Juli 1953, gleichzeitig Stellvertreter des Ministers des Innern

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Gesetz über die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik vom 8. November 1950, im Gesetzblatt der DDR, Teil I Nr. 127, S. 1135ff., Digitalisat.
  2. als Vorsitzender der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt und Regierungsmitglied mit beschließender Stimme
  3. Berliner Zeitung vom 3. Februar 1953 S. 1
  4. Neues Deutschland vom 22. November 1953 S. 3
  • BArch DC 20-I/3/[36] bis BArch DC 20-I/3/[239]