Schulbuch

zur Benutzung an Schulen geschriebene Lehrbücher

Ein Schulbuch ist ein Druckerzeugnis für die Hand des Schülers, das dazu dient, den Lehrplan eines Faches schulartbezogen in Zielen und Inhalten zu erfüllen.[1] Lehrpläne unterscheiden sich nach Bundesland, Altersstufe und Schulart. In einigen Bundesländern sind neben Druckerzeugnissen auch digitale Medien als Schulbuch möglich.[2] Schulbücher enthalten den Lehrstoff in fachlich korrekter, aber altersgemäßer und didaktisch aufbereiteter Form. Das bedeutet meist eine vereinfachte Darstellung, die wissenschaftlich noch kontrovers diskutierte Fragen der herrschenden Lehrmeinung gemäß darstellt.

Wandbilderfibel von 1847
 
Moderne Schulbücher für den Englischunterricht in deutschen Schulen

Ein Schulbuch bringt bestimmte Problematiken und Lehrinhalte eines Unterrichtsfachs der jeweiligen Klassen- oder Schulstufe nahe. Je nach Fach sind Texte, Bilder, Tabellen und Formeln tragende Säulen des Unterrichts. Den Inhalt gibt in den Grundzügen oft eine staatliche Kommission vor. In Baden-Württemberg ist dies das Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg (siehe Weblink).

Wird in einem Land die Schreibweise angepasst, wie z. B. im deutschsprachigen Raum durch die Rechtschreibreform (1996), so müssen die Schulbuchverlage diese Anpassungen umgehend berücksichtigen und ihre angebotenen Materialien entsprechend aktualisieren.

Zulassung der Schulbücher

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Typisch ist die Angabe der Klassenstufe auf dem Cover eines Schulbuches, wie bei diesem Buch aus der ehemaligen Sowjetunion

Lehrbücher für den Unterricht in staatlichen Schulen bedürfen in Deutschland in der Regel der Zulassung durch das Kultusministerium oder die zuständige Behörde des jeweiligen Bundeslandes (Deutschland) bzw. die Approbation durch das Bildungsministerium (Österreich). In einigen deutschen Bundesländern wurde die Schulbuchzulassung abgeschafft, beispielsweise in Berlin (2004), Hamburg, Saarland und Schleswig-Holstein.[3]

In Deutschland führen die Kultusministerien Schulbuchverzeichnisse bzw. Kataloge der jeweils im Bundesland zugelassenen Schulbücher. Die Schulen sind frei in der Auswahl der Schulbücher, soweit zugelassen. Schulbücher für berufliche Schulen sowie für die Oberstufe sind von der Zulassungspflicht ausgenommen.

Ob die Zulassung durch das Kultusministerium oder eine gesonderte Behörde (in Baden-Württemberg z. B. das Landesinstitut für Schulentwicklung) erfolgt, ist aufgrund der Schulgesetze der einzelnen Bundesländer in den jeweiligen Verordnungen der Kultusminister geregelt. Als Beispiele für diese Regelungen ist die Schulbuchzulassungsverordnung und das Schulgesetz (§ 94 betrifft die Lehrmittelfreiheit) Baden-Württembergs als Weblink angegeben.

Bei Einführung neuer Fächer oder Berufe (im berufsbildenden Bereich etwa) entsteht das Problem, dass es einen Mangel an geeignetem Lehrmaterial auf dem Markt gibt. Dieser Bedarf wird häufig durch unterschiedliches Material gedeckt, das Lehrer sammeln und zusammenstellen. Ähnlich ist die Situation, wenn Lehrpläne (auf Länderebene) verändert werden. Im Gegensatz zu anderen Verlagen suchen deshalb Schulbuchverlage ständig nach Autoren, die bereit sind, neue Lehrbücher zu schreiben oder alte zu aktualisieren. Die Autoren sind – aus naheliegenden Gründen – überwiegend aktive oder ehemalige Lehrkräfte.

Begleitmaterial

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Neben den eigentlichen Schulbüchern bieten viele Schulbuchverlage zusätzliche Bücher und Hefte an, etwa Arbeits- und Übungshefte mit Aufgaben. Diese können, müssen aber nicht begleitend im Unterricht oder für die Hausaufgaben verwendet werden. Darüber hinaus bieten Schulbuchverlage oft zusätzliche, teils auch digital abrufbare, Materialien speziell für Lehrer an, wie Kopiervorlagen für Arbeitsblätter mit Lösungen und begleitende Materialien zur Unterrichtsplanung, -gestaltung und -strukturierung.[4][5]

Ebenfalls zum Begleitmaterial zählen gesonderte Hefte mit den Lösungen der Aufgaben, die in einem Schulbuch oder Arbeitsheft gestellt werden. Sie sollen dem Lehrer die rasche Kontrolle erleichtern oder es dem Schüler ermöglichen, die eigene Leistung selbständig zu überprüfen. Derartige Hefte werden als Lösungshefte oder Lehrerhefte bezeichnet. Publikationen, die zusätzlich Erläuterungen, Übersichten und Anregungen für Lehrer enthielten wurden früher häufig als Lehrerband oder Lehrerhandbuch bezeichnet, während mittlerweile auch der Begriff Handreichung etabliert hat.[5]

Diese Begleitmaterialien werden der Zielgruppe auf Fachmessen, wie der didacta oder online vertrieben und können oft nur von Lehrkräften erworben werden (z. B. mit Schulstempel), um den möglichen Missbrauch durch oder Schüler zu verhindern. Dies geschieht unter anderem, da solche Begleitmaterialien neben den Lösungen oft Vorschläge zur Lern- und Leistungskontrolle enthalten (z. B. für Tests, Klassenarbeiten und Klausuren).

Finanzierung

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In den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich erhielten von 1972 bis in die Mitte der 1990er-Jahre alle Schüler Lehrbücher kostenlos zur Verfügung gestellt, im Rahmen der so genannten Lernmittelfreiheit (BRD) bzw. Schulbuchaktion (A). Zwischen 1995 und 2010 war in Österreich ein pauschalierter Selbstbehalt zu entrichten, nach Schulstufen gestaffelt. In Deutschland gibt es in den Bundesländern und bis zu den einzelnen Schulen unterschiedliche Lösungen.

In einem nicht zu vernachlässigenden Umfang ist vom Lehrer selbst erstelltes bzw. zusammengestelltes Lehrmaterial an seine Stelle getreten. Das gilt insbesondere für Freiarbeit, Gruppenarbeit und die Arbeit in der Oberstufe des Gymnasiums. Wegen der Vorgaben durch die Lehrpläne bietet sich eine gemeinsame Erstellung dieser Lehrmaterialien an. Sofern sich die Lehrmaterialien auf konventionelle Schulbücher stützen, sind aus Copyrightgründen derartigen Kooperationen enge Grenzen gesetzt. Daher gibt es erste Ansätze, die Ideen von Open Access und Open Content auf die Erstellung von Schulbüchern anzuwenden, wie etwa die sich ergänzenden Initiativen „SchulbuchWiki“ und den Schulbüchern bei Wikibooks.[6][7] Wie das funktionieren kann, wurde in einer Prüfungsarbeit an der westfälischen Wilhelms-Universität untersucht.[8] Solche freien Lehrmittel werden auch als Open Educational Resources bezeichnet.

Open-Access-Regelungen stoßen bei Schulbuchverlagen auf wenig Gegenliebe, wie man einer Pressemeldung[9] des VdS Bildungsmedien e. V.[10] entnehmen kann. Aus dieser Mitteilung geht auch hervor, dass der Branchenumsatz mit Schulbüchern und Bildungssoftware in den allgemein- und berufsbildenden Schulen im Jahr 2008 um ca. 5 % gesunken ist, und zwar von 350 auf 333 Mio. €. Dieser Trend setzte sich abgeschwächt auch 2009 fort.[11] Nach Angaben dieses Verbands sind die öffentlichen Schulbuchausgaben (Handelsumsätze) im Zeitraum von 1991 bis 2007 von 398 auf 224 Millionen Euro gesunken.[12]

Internationale Abstimmung und Schulbuchforschung

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Da sich Schulbücher besonders eignen, um ausgewähltes Wissen und Werte, aber auch Ideologien zu verbreiten und zu festigen, beschäftigt sich der Forschungszweig der Schulbuchforschung unter anderem mit der Analyse von Entstehung, Einsatz und Inhalten von Schulbüchern und Bildungsmedien. Internationale Schulbuchkommissionen arbeiten daran, allzu widersprüchliche Darstellungen dem wissenschaftlichen Forschungsstand gemäß zu vereinheitlichen (vgl. Geschichtspolitik, Geschichtsbild). Nach den Angaben auf seiner Webseite untersucht das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung „im internationalen Vergleich gesellschaftliche Deutungsmuster, Orientierungshilfen und Identitätsangebote, die über Bildungssysteme vermittelt, institutionell abgesichert und damit legitimiert werden“. Es konzentriert sich dabei auf historische, politische und geographische Lehr- und Lernmedien.

Inhaltliche Mängel

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Die Stiftung Warentest fand im Oktober 2007 in zehn untersuchten Biologiebüchern durchschnittlich auf jeder fünften Seite schwere Pannen.[13] Analysierte Geschichtsbücher enthielten fast gleich viele Fehler. Je ein Buch („Nautilus Biologie 2. Ausgabe A“ bzw. „Zeiten und Menschen“) war „gut“ – auch in Nutzerfreundlichkeit und ohne unnötig schwere Texte. Drei Bücher hatten so viele Fehler, dass sie mit „mangelhaft“ bewertet wurden.[14]

Die Schulbuchverlage protestierten, sodass die Stiftung – sonst unüblich – Untersuchungsergebnisse herausgab.[15][16]

Auch eine frühere Studie zu Ernährungsthemen in Schulbüchern kommt zu dem Schluss, dass diese schwere inhaltliche Mängel aufweisen.[17]

Historische Schulbücher

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Literatur

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  • Ferdinand Bünger: Entwicklungsgeschichte des Volksschullesebuches. Hrsg. unter Benützung amtlicher Quellen. Leipzig 1898. Vorwort von Klaus Doderer. Einleitung von Ingeborg Hass mit einer pragmatischen Bibliographie. Neudruck Detlev Auvermann, Glashütten im Taunus 1972
  • Jörg Doll et al. (Hrsg.): Schulbücher im Fokus: Nutzungen, Wirkungen und Evaluation. Waxmann, Münster usw. 2012, ISBN 978-3-8309-2670-2
  • Anja Ballis, Ann Peyer: Lernmedien und Lernaufgaben im Deutschunterricht. Konzeptionen und Analysen. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 3-7815-1839-6 (Beiträge zur historischen und systematischen Schulbuchforschung).
  • Felicitas Macgilchrist, Lars Müller: Kolonialismus und Modernisierung – Das Ringen um „Afrika“ bei der Schulbuchentwicklung (Fallbeispiel: Begleitung der Entwicklung eines Schulbuchs für das Fach Geschichte). In: Manuel Aßner, Jessica Breidbach et al. (Hrsg.): AfrikaBilder im Wandel? Quellen, Kontinuitäten, Wirkungen und Brüche. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-631-61568-3.
  • Eckhardt Fuchs; Joachim Kahlert; Uwe Sandfuchs (Hrsg.): Schulbuch konkret: Kontexte – Produktion – Unterricht. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2010, ISBN 978-3-7815-1775-2
  • Ulrike Kipman, Christoph Kühberger: Zur Nutzung des Geschichtsschulbuches. Eine Large-Scale-Untersuchung bei Schülern und Lehrern. Wiesbaden, Springer VS, Wiesbaden 2019. [1]

Siehe auch

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Commons: Schulbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Schulbücher bei Wikibooks – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Schulbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Zum Beispiel § 1 Abs. 2 der Sächsischen Lernmittelverordnung vom 19. Juni 2017, SächsGVBl. S. 371.
  2. Zum Beispiel § 1 Abs. 1 Satz 2 der Zulassungsverordnung, zuletzt geändert durch die Verordnung vom 11. März 2016 (GVBl. S. 65, Freistaat Bayern).
  3. Georg Stöber: Schulbuchzulassung in DeutschlandGrundlagen, Verfahrensweisen und Diskussionen. Eckert.Beiträge 2010/3. Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig. urn:nbn:de:0220-2010-00146, Seite 4.
  4. Vielvältige Begteilmaterialien. Digital und Analog Westermann, abgerufen am 23. Juni 2024
  5. a b Handreichungen für den Unterricht Ernst Klett Verlag, abgerufen am 23. Juni 2024
  6. Das Regal Schule bei Wikibooks ist der Einstieg zu den im Entstehen begriffenen Texten von Schulbüchern.
  7. Über Stoffverteilungspläne verknüpft das SchulbuchWiki Lehrplanvorgaben mit Materialien.
  8. Christian Finke: Konzept für ein Wikibook als Lehrbuch für den Informatikunterricht. (PDF) Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen
  9. Pressemitteilung vom 23. Juni 2009 (Memento des Originals vom 7. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vds-bildungsmedien.de des VdS Bildungsmedien e. V. zur Hauptversammlung 2009.
  10. VdS Bildungsmedien e. V.
  11. Pressemitteilung vom 11. März 2010 (Memento des Originals vom 28. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vds-bildungsmedien.de des VdS Bildungsmedien e. V. Die dort angegebenen Zahlen findet man auch im Bericht Daddeln statt Didaktik (Memento des Originals vom 14. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buchreport.de des "Buchreports".
  12. Tabelle "Öffentliche Schulbuchausgaben 1991 bis 2007"@1@2Vorlage:Toter Link/www.vds-bildungsmedien.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) zu finden auf der Seite des VdS unter Publikationen → Downloads → Markt/Lernmittelfreiheit (Memento des Originals vom 29. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vds-bildungsmedien.de
  13. test, 10/2007
  14. Schulbücher: Schlechtes Zeugnis. In: test, 10/2001. 27. September 2007; abgerufen am 3. Juni 2012.
  15. Schulbuch: Ein Fehler ist kein Fehler ist ein Fehler … boersenblatt.net, 8. November 2007; abgerufen am 3. Juni 2012.
  16. „Wir haben versucht, so weit wie möglich zu objektivieren“. boersenblatt.net, 8. November 2012; abgerufen am 3. Juni 2012 (Interview mit Holger Brackemann, Abteilungsleiter Produkttests II bei der Stiftung Warentest).
  17. Helmut Heseker: Fachwissenschaftliche Analyse von Ernährungsthemen in Schulbüchern. (PDF; 121 kB) Universität Paderborn, 2001; abgerufen am 3. Juni 2012.